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09.07.2021
Für viele Menschen gehört zu einem gelungenen Sommerfest oder einem besonderen Feierabend das Grillen von Speisen mit dazu. Damit der Spaß auch umweltfreundlich und gesund bleibt, gibt es einiges zu beachten.
Die wenigsten Probleme gibt es bei der Verwendung von Gas- oder Elektrogrills. Holzkohle ist wegen der Schadstoffentwicklung (PAK, Feinstaub, CO, CO2) nicht empfehlenswert. Wer dennoch nicht darauf verzichten mag, sollte nur im Freien bei sehr guter Belüftung grillen. In Innenräumen reichern sich die Brandgase CO und CO2 schnell an und führen zu ernsthaften Vergiftungen. Auch starke Rauchentwicklung beim Grillen muss durch geeignete Grillanzünder und gute Luftzufuhr vermieden werden.
Das DIN-Prüfzeichen EN 1860-2 stellt sicher, dass die Holzkohle kein Pech, Erdöl, Koks oder Kunststoffe enthält. Darüber hinaus gewährleisten die Siegel FSC (Forest Stewardship Council) und PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes), dass für die Erzeugung von Holzkohle kein Tropenwald abgeholzt wurde und dass das verwendete Holz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung stammt. Dabei ist das FSC-Siegel erste Wahl, da die Kriterien in der Regel strikter und ökologisch hochwertiger sind. Zertifizierte Holzkohle/-Briketts sind in sehr vielen Baumärkten, Supermärkten und Tankstellen erhältlich.
Holzkohlenasche sollte ausgekühlt im Restmüll landen. Für Garten und Kompost ist sie nicht oder allenfalls in sehr geringen Mengen geeignet. Statt aus Aluminium sind wiederverwendbare Grillschalen aus Edelstahl, Keramik oder mit Emaillebeschichtung zu empfehlen. Mit Mehrweggeschirr schmeckt es nicht nur besser, es fällt auch kein Abfall an.
Aluminiumfolie, Alu-Grillschalen oder unbeschichtetes Alu-Geschirr sollte vermieden werden. Unter dem Einfluss von Säure und Salz kann Aluminium auf Lebensmittel übergehen. Besser sind wiederverwendbare Grillschalen aus Edelstahl, Keramik oder mit Emaillebeschichtung oder ein Elektrogrill mit Keramikoberfläche.
Unser Fleischkonsum hat erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt. Treibhausgasemissionen, Nitrat im Grundwasser, Ammoniak in der Luft und Antibiotika im Boden sind nur einige Beispiele. Auch für Gesundheit ist zu viel Fleisch schädlich. Heute liegt der Pro-Kopf-Verbrauch im Durchschnitt bei 60 Kilo pro Jahr – die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt aus Gesundheitsgründen die Hälfte.
Das Umweltbundesamt hat in einer aktuellen Studie („Fleisch der Zukunft“) untersucht, welche Auswirkungen Fleischersatzprodukte auf Umwelt und Gesundheit haben. Fleischersatz auf pflanzlicher Basis, zum Beispiel aus Soja, Weizen, oder Erbsen, schneidet demnach aus Umweltsicht am besten ab. Viel einfacher und köstlich ist es, vorwiegend Gemüse - gerne Bioprodukte, möglichst regional und saisonal - auf den Grill zu legen.
Weitere Informationen:
Studie: Fleisch der Zukunft, Umweltbundesamt 2020
Holzkohle ist nicht gleich Holzkohle
Die Deutschen grillen am liebsten auf Holzkohle. 250.000 Tonnen dieses Brennstoffs werden jährlich verfeuert. Nur der kleinste Teil davon stammt aus Deutschland. Laut dem Bundesinformationszentrum Landwirtschaft werden rund 85 Prozent importiert. Die wichtigsten Einfuhrländer sind Polen (79.000 Tonnen), Paraguay (32.000 Tonnen) und die Ukraine (23.000 Tonnen).
Die Umweltschutzorganisation WWF und das Thünen-Institut für Holzforschung haben Grillkohleprodukte aus elf europäischen Ländern untersucht. In Deutschland enthielten sechs von 23 Produkten Tropenholz. Vier davon trugen das Zertifikat des Forest Stewardship Council (FSC) mit korrekten Angaben. Die gängigen Umwelt-Zertifikate FSC und PEFC bieten Schutz vor dubioser Ware. Beide Siegel bescheinigen, dass die Grillkohle aus nachhaltiger Waldwirtschaft stammt und unbedenklich genutzt werden kann. Dabei legt das FSC-Siegel strengere Maßstäbe an und macht unangemeldete Kontrollen vor Ort. Zertifizierte Grillkohle ist in der Regel etwas teurer. Buchen-Grillholzkohle kostet mehr als doppelt so viel verglichen mit dem billigsten Angebot aus dem Baumarkt. Der Preis relativiert sich, wenn man bedenkt, dass die teure Kohle die Wärme bis zu dreimal länger hält als die günstige Variante. So können mit der teuren Kohle mehr Steaks und Würstchen grillen werden als mit der billigen.
Die problematische Billigkohle kommt ganz legal in die EU. Für die Einfuhr von Holz nach Europa gilt die Europäische Holzhandelsverordnung (EUTR – European Timber Regulation). Darin werden von allen importierenden Unternehmen Nachweise für den Ausschluss von illegalen Holzquellen gefordert. Das gilt also auch für Tropenhölzer jeglicher Art, aber eben nicht für Holzkohle.
Es gibt auch in den Tropen und Subtropen positive Beispiele: Dass Transparenz möglich ist, zeigt die einzige vorbildlich deklarierte Grillkohle von Flamenco bei Stiftung Warentest. Sie stammt, wie das Holz, aus Namibia. Dort werden Hölzer der Gattung Acacia aus Landpflegemaßnahmen gegen Verbuschung zu Holzkohle verarbeitet. Das ist nicht nur unbedenklich, sondern sogar ökologisch sinnvoll. Außerdem werden in vielen tropischen Regionen Durchforstungs- oder Resthölzer der Sägeindustrie für die Holzkohleproduktion verwendet.
Illegalen Raubbau an Wäldern gibt es, der WWF-Studie zufolge, auch auf europäischem Boden. In der Ukraine zum Beispiel bedroht teils illegaler Holzeinschlag die letzten Urwälder Europas.
Weitere Informationen:
Stiftung Warentest 06/2019
WWF Marktanalyse Grillkohle 2018 – Das schmutzige Geschäft mit der Grillkohle
WWF - einfach verfeuert 2021
Woher stammt unsere Grillkohle? 2020 Bundesinformationszentrum Landwirtschaft
Bildquelle: pixabay.com
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