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11.09.2020
Kunststoffe wurden nicht immer aus fossilen Rohstoffen hergestellt. Ganz im Gegenteil: Die ersten Kunststoffe waren biobasierte Kunststoffe. Als erster „Kunststoff“ der Welt gilt Celluloid, erfunden 1855 vom Engländer Alexander Parkes. Es wurde für fotografische Filme, Kämme, Tischtennisbälle und viele weitere Produkte verwendet.
Heutzutage werden Standardkunststoffe meist aus Erdöl, Erdgas und Kohle hergestellt. Für Biokunststoffe verwenden Hersteller vor allem Zucker, Stärke und Cellulose als Ausgangsstoffe, die sie aus Pflanzen wie Mais und Zuckerrohr, Zuckerrüben oder Hölzern gewinnen. Jeder Ansatz, fossil basierten Kohlenstoff durch „jungen“ Kohlenstoff aus nachwachsenden Rohstoffen zu ersetzen, ist ein Schritt in die richtige Richtung.
Für den Begriff „Bio-Kunststoff“ gibt es keine klare Definition. Zum einen bezeichnet er ein Material, das aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wurde. Ob dieses ganz oder nur zur Hälfte daraus besteht, ist nicht gesagt. Dann wieder wird der Begriff für biologisch abbaubare Produkte verwendet. Das trifft nicht auf alle Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen zu, dafür aber auch auf manch erdölbasierte Produkte.
Richtig verwirrend wird es, wenn mit dem Attribut „kompostierbar“ geworben wird. Auf dem heimischen Kompost würden diese Materialien mehrere Jahre brauchen, um zu verrotten. Aber auch in professionellen Kompostieranlagen reicht die vorgesehene Zeit nicht aus. Bio-Plastiktüten verrotten viel langsamer als Grünabfälle und müssen mühsam aussortiert werden. Sie gehören auch nicht in die gelbe Tonne, sondern in den Restmüll.
Mit Biokunststoffen gegen den Verpackungsmüllberg?
So einfach ist es leider nicht. Die Öko-Bilanz von Bio-Kunststoff ist nicht grundsätzlich besser als die von anderem Plastik. Auch hier ist der Energieaufwand zur Herstellung hoch. In Zukunft könnte sich das jedoch ändern. Das könnte zum Beispiel der Fall sein, wenn Bio-Kunststoffe für Mehrwegprodukte eingesetzt werden. Dann ließe sich der Kunststoff auch recyceln. Noch aber ist der Marktanteil zu gering und der Erdölpreis zu niedrig, um wirtschaftlich interessant zu sein.
Kinderartikel oder andere langlebige Gegenstände aus Bio-Kunststoffen sind dagegen schon heute umweltfreundlicher als herkömmliche Kunststoffprodukte. Das gilt zumindest dann, wenn sie aus Agrarabfällen wie zum Beispiel Sägespänen hergestellt werden. Statt "Kunststoffpflanzen" wie Mais oder Zuckerrüben mit Düngemitteln und all den negativen Folgen einer intensiven Landwirtschaft anzubauen, gibt es interessante neue Ansätze. Sie reichen von der Nutzung von gebrauchten Speisölen, über Sonnenblumenschalen bis hin zu Federn oder den Panzern von Schalentieren. Solche Kunststoffe können durchaus Vorteile gegenüber herkömmlichen Kunststoffen aufweisen.
Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) hat in ihrer Broschüre „Biokunststoffe“ die zahlreichen Aspekte - für und wider - von Biokunststoffen beleuchtet. Auch die Öko-Lebensmittelhersteller (AÖL) haben sich in dem Sonderheft „Kann den Kunststoff Bio sein“ kritisch mit dem Thema auseinandergesetzt.
Weitere Informationen:
Broschüre "Biokunststoffe" von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR), 2020
Broschüre "Kann den Kunststoff Bio sein" von der AöL - Die Öko Lebensmittelhersteller, 2020
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