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30.03.2020
Für dauerhafte, feuchtigkeitsunempfindliche und leicht zu pflegende Oberflächen in Bad und WC-Räumen sind Fliesen genau das Richtige. Die Gewinnung der mineralischen Grundstoffe ist allerdings häufig mit Landschaftszerstörung verbunden und im Herstellungsprozess wird viel Energie verbraucht. Darüber hinaus kann es aber, insbesondere bei älteren Produkten, noch andere kritische Punkte geben.
Jedes Baumaterial enthält, so wie das Untergrundgestein oder der Erdboden auch, Spuren natürlicher radioaktiver Stoffe, insbesondere Uran-238, Thorium-232 und deren Zerfallsprodukte sowie Kalium-40. Das künstliche Radionuklid Cäsium-137 aus den oberirdischen Atomversuchen und dem Unfall von Tschernobyl ist mitunter in organischen Baumaterialien, wie z.B. Holz zu finden.
Die Konzentration der Radionuklide variiert sowohl nach Art des Baustoffs wie auch innerhalb gleichartigen Materials. Maßgebend dafür sind die Zusammensetzung, die Herkunft und das Herstellungsverfahren. Erstarrungs- und Ergussgesteine wie Granit, Tuff und Bims sind typisch für eventuelle hohe Radioaktivitätsgehalte. Dagegen enthalten die Ausgangsmaterialien Sand, Kies, Ton, Kalkstein und Naturgips nur geringe Mengen an Radioaktivität.
Ein Problem ist die Glasur bei Keramikartikeln, die mitunter radioaktive Stoffe enthalten kann. Denn zur Farbgebung (rot, grün, gelb, braun) wurden in der Vergangenheit auch uranhaltige Pigmente verwendet. Zusätzlich führte früher auch in Deutschland die Beimischung des Abfallstoffes Rotschlamm bei rotem Fliesenmaterial zu radioaktiver Strahlung. Die Radioaktivität der genannten Materialien ist verglichen mit der Radonbelastung aus dem Erdreich in Gegenden vulkanischen Ursprungs zwar vergleichsweise gering, aber vermeidbar.
Viele Fliesen werden unglasiert und ggf. poliert angeboten. Bleihaltige Glasuren werden verwendet, weil die Oberfläche dadurch einen besonders schönen Glanz bekommen. Hochtemperaturglasuren, auch Steinzeugglasuren, können ohne Blei hergestellt werden. Auch gibt es moderne sogenannte bleifreie Glasuren, bei denen der bioverfügbare Bleigehalt schon vor dem Brand unter 0,5 % liegt und bei oraler oder inhalativer Aufnahme keine Gesundheitsgefährdung für den Menschen bestehen soll.
Solche transparenten Glasuren sind unbedenklich, getrübt oder gefärbt werden Hochtemperaturglasuren aber u.a. mit Metalloxiden, also Schwermetallen. Für die Bestimmung der Abgabe von mit Blei und Cadmium glasierten Fliesen und Platten gibt es den Essigsäuretest nach EN-ISO 10545-15. Allerdings gibt es keine Grenzwerte für Fliesen, viele deutsche Hersteller halten sich aber an die geltenden Normwerte für Geschirr. Aus Gründen des Arbeitsschutzes der Mitarbeiter haben die Hersteller in Deutschland schon seit etlichen Jahren umfangreiche Maßnahmen zur Schadstoffminderung im Produktionsprozess eingeleitet. Ältere Fliesen hingegen (älter als ca. 20 Jahre) und hier insbesondere Ware aus dem nichteuropäischen Raum kann wesentlich mehr Schadstoffe enthalten, sowohl die Glasur als auch das Fliesenmaterial selbst.
Werden Fliesen bei der Sanierung von Wohnungen entfernt entsteht viel Staub, insbesondere auch durch das Entfernen des Fugen- und Verlegematerials. Aus Gründen des vorsorglichen Gesundheitsschutzes sollten zur Vermeidung von Atemwegsreizungen und -erkrankungen solche Arbeiten deshalb grundsätzlich nur mit geeignetem Atemschutz durchgeführt werden.
Weitere Informationen:
Natürliche Radioaktivität in mineralischen Baustoffen (2019), Institut Bauen und Umwelt e.V. (IBU)
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