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01.09.2023
Eigentlich findet Öko-Test das Umweltsiegel „Blauer Engel“ gut. Es bietet in der Regel eine verlässliche Orientierung im Baumarkt bei schadstoffarmen Produkten. Bei der Bewertung von wasserbasierten Lackfarben haben die Tester jedoch deutlich strengere Kriterien für einige Konservierungsstoffe angesetzt. Damit fielen die Testergebnisse meist nur mittelmäßig und schlechter aus – auch bei Produkten mit dem Umweltsiegel. POCOline Weißlack bekam sogar ein mangelhaft.
Lacke auf Wasserbasis genießen einen besseren Ruf als lösemittelbasierte. Sie sind geruchsärmer und gelten als verträglicher für Gesundheit und Umwelt. Allerdings verderben sie schneller und brauchen eine effektive Konservierung. Alle Lackfarben im Test setzen dafür Isothiazolinone ein. Einige dieser Verbindungen sind aus der Sicht der Tester akzeptabel, solange sie gewisse Höchstmengen nicht überschreiten. Andere weisen ein besonders hohes allergisches Potential aus. So gab es einige Neuwertungen der Risikoeinstufungen, die beim Blauen Engel noch nicht berücksichtigt sind. Die Hersteller müssen bei der Zusammensetzung der Konservierungsstoffe reagieren.
Einen großen Vorteil haben die wasserbasierten Lacke allerdings auch: Sie gasen weniger flüchtige organische Verbindungen (VOC) aus als ihre lösemittelbasierten Pendants. Das liegt daran, dass sie insgesamt viel weniger dieser Lösemittel enthalten dürfen – nämlich etwa zehn Prozent.
Immer wieder bemängeln die Tester, dass die Angaben von Inhaltsstoffen nicht auf allen Dosen zu finden sind. Erst das Technische Merkblatt aus dem Internet gibt Auskunft. Rechtlich ist daran nichts auszusetzen. Besonders nutzerfreundlich ist das allerdings nicht. Besonders für Menschen, die allergisch reagieren, ist eine gute Deklaration wichtig.
Gerade bei der Sprühanwendung ist ein Mundschutz Pflicht, denn Tröpfchen des Farbnebels können schnell in die Lunge geraten. Das in allen Farben enthaltenen Weißpigment Titandioxid (TiO2) wird von den Testern nicht beanstandet. Es ist in Farben und Lacken fest gebunden. Dennoch sind beim An- und Abschleifen Schutzmaßnahmen wie eine Gesichtsmaske zu empfehlen, die das Einatmen von Staub verhindern. Gesundheitsschädlich kann selbst reiner Holzstaub sein.
Die europäische Decopaint-Richtlinie
Mit der der zweiten Stufe, die 2010 in Kraft getreten ist, wurden die Grenzwerte für Lösungsmittel noch einmal verschärft. Auch für die flüchtigen VOCs setzt die Richtlinie Grenzen. Manche flüchtigen organischen Verbindungen bereiten allerdings schon in sehr kleinen Gehalten Probleme, etwa weil sie als krebserregend eingestuft sind wie der aromatische Kohlenwasserstoff Benzol.
Auch Farben und Lacke im Handwerk enthalten Dank der Richtlinie weniger flüchtige organische Verbindungen. Um den Eintrag von VOC in die Umwelt zu mindern, wird deren Gehalt in Bautenanstrichen (Farben und Lacke für Bauwerke) und Produkten der Fahrzeugreparaturlackierung durch Festlegung von Höchstwerten begrenzt. Zudem wird ein Wechsel von lösemittelbasierenden Farben und Lacken hin zu wasserbasierenden Farben und Lacken unterstützt. Diesem Ziel dient die Lösemittel-Verordnung. VOC führen in Verbindung mit Stickoxiden und ultravioletter Strahlung zur Bildung von bodennahem Ozon.
Bildquelle: Carola68 pixabay.com
Weitere Informationen:
Öko-Test, Heft 08/2023
Decopaint-Richtlinie, Wikipedia
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