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14.04.2020
Die Werbung erweckt den Eindruck, dass klassische Hygienemaßnahmen wie Händewaschen dem Schutz vor gefährlichen Krankheitskeimen nicht mehr genügten. Im Alltag sind jedoch antibakterielle Gebrauchsgegenstände ebenso wie antibakterielle Hygiene-, Reinigungs- und Waschmittel völlig überflüssig. Normale Seifen und Lotionen sind ausreichend. Hände- oder Flächendesinfektionsmittel sollten nur aus medizinischen Gründen nach Rücksprache mit dem Arzt verwendet werden.
Denn Bakterien gehören seit jeher zum Menschen. Sie leben auf unseren Schleimhäuten, im Darm, auf der Haut und schützen das Gewebe, helfen bei der Verdauung und stimulieren das menschliche Immunsystem. Biozide sollen das Wachstum von Bakterien, Pilzen, Algen und Viren verhindern. Sie können aber auch die menschliche Gesundheit gefährden, Bakterienresistenzen fördern oder die Umwelt belasten.
Nun wurden den Herstellern neue Kennzeichnungs- und Informationspflichten auferlegt, um für Verbraucher und Überwachungsbehörden mehr Transparenz zu schaffen. Seit dem 1. September 2013 ist die neue Biozid-Verordnung der Europäischen Union (EU) auch hierzulande in Kraft getreten. Jeder kann von Herbst 2013 an im Geschäft erfragen, ob ein Produkt mit einem Biozid behandelt wurde. Der Händler oder Hersteller muss binnen 45 Tagen unentgeltlich antworten. „Biozidprodukte vorsichtig verwenden. Vor Gebrauch stets Etikett und Produktinformationen lesen“ – diesen Hinweis müssen Biozidprodukte wie beispielsweise antibakterielle Spülmittel tragen, wenn damit geworben wird.
Ebenfalls derart gekennzeichnet werden müssen seit September 2013 biozidbehandelte Hölzer, Farben und Waren wie Sofas, Schlafsäcke oder Teppiche. Bereits produzierte, ungekennzeichnete Waren dürfen nur noch für etwa ein Jahr verkauft werden.
Lebensmittelinfektionen in den Industrieländern werden in erster Linie durch Keime aus der Darmflora von Nutztieren, in Verbindung mit der Massentierhaltung und die Art der Lebensmittelproduktion, hervorgerufen. Vergiftungen entwickeln sich durch bereits mit Krankheitserrregern kontaminierte Nahrungsmittel, zusammen mit einer Keimverschleppung und Temperaturfehlern während der Zubereitung. Mögliche Gefährdungen können vermieden werden durch das konsequente Händewaschen und das Beachten allgemeiner Hygieneregeln im Bad und vor allem in der Küche. Orte mit hohen Keimzahlen sind alle dauerfeuchten Stellen wie z.B. Wischlappen. Deshalb schnelltrocknendes Material auswählen und Lappen häufig in der Waschmaschine waschen.
Weitere Informationen:
Biozid-Portal der deutschen Bundesbehörden
Biozid-Ratgeber, Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. (PAN)
PAN
In jedem Super- oder Drogeriemarkt sind Produkte zu finden, von denen die Hersteller versprechen, dass sie antibakteriell wirken. Die Auswahl reicht von Flüssigseifen und Desinfektionsgelen, Hygienetüchern für die Hände bis hin zu Sprays für Oberflächen und Gegenstände. Dabei sind in einem regelmäßig gereinigten Haushalt gesundheitliche Risiken durch Mikroorganismen nicht zu befürchten. Schon beim normalen Händewaschen etwa werden 90 bis 99 Prozent der Keime entfernt. Die Produkte bringen dem Verbraucher keinen hygienischen Vorteil.
Im Gegenteil, antibakterielle Produkte wirken nie zu 100 Prozent. So können Mikroorganismen Resistenzen ausbilden. Und jeder Wirkstoff, der in einem Desinfektionsmittel verwendet wird, wirkt nur gegen bestimmte Mikroorganismen. Die Produkte können daher gar nicht universell eingesetzt werden. Das Umweltbundesamt warnt: "Letztlich besteht sogar die Gefahr, dass sich die Anwender von Desinfektionsmitteln im Haushalt in falscher Sicherheit wiegen und klassische Hygienemaßnahmen wie das Händewaschen vernachlässigen". Bei Öko-Test gab es daher keine guten Noten.
Die Anwendung von Desinfektionsmitteln ist jedoch sinnvoll und notwendig, wenn eine Übertragung von Krankheitserregern vermieden werden soll oder empfindliche Haushaltsmitglieder geschützt werden müssen. Dann verordnet der Arzt in der der Regel Medizinprodukte, die es rezeptfrei in der Apotheke gibt. Sie sind in ihrer Wirkung und der empfohlenen Dosis abgestimmt auf den jeweiligen Erreger. Um wirklich alle Keime zu töten, muss die vorgeschriebene Einwirkzeit unbedingt eingehalten werden.
Die im medizinischen Bereich zur Desinfektion eingesetzten Produkte mit Alkoholen wie Ethanol, Propanol oder Isopropanol in hoher Konzentration sind im Vergleich zu anderen antibakteriellen Stoffen vergleichsweise unbedenklich, wenn auch entzündlich.
Weitere Informationen:
Bildquelle: © Dieter Schütz / pixelio.de
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